Aktuelle Informationen aus dem Verein 

sowie rund um das Wohngebiet Bieselheide

und den Ortsteil Schönfließ in der Gemeinde Mühlenbecker Land.


"Klimaschutz beginnt vor der eigenen Haustür."   Spaziergang mit Hanna Broghammer

Seit 21 Jahren bemüht sich der Bürgerverein Bieselheide e. V., insbesondere die AG Grün, um den Erhalt und die Pflege der Grünanlagen im Wohngebiet Bieselheide. Anfangs ging es vor allem um öffentliche und private Zuständigkeiten, die Beseitigung von Müllecken und Eindämmung von Verunkrautungen. Inzwischen ist immer klarer geworden, dass es beim Nachdenken über Umweltschutz in unserer Siedlung nicht nur schlechthin um „mehr Grün“ geht, sondern auch darum, wie jeder vor der eigenen Haustür zum Klimaschutz und zur Vermeidung von belastenden Klimawandelfolgen beitragen kann. Da lag es nahe, die neue Klimaschutzbeauftragte der Gemeinde Mühlenbecker Land zu einem Spaziergang mit dem Vorstand und interessierten Mitgliedern einzuladen und uns mit ihr vor Ort über Umwelt- und Klimaschutz „im Kleinen“ zu unterhalten.

Frau Broghammer hat die Einladung gerne angenommen und radelte am 27. Juli vom Mühlenbecker Rathaus zur Schönfließer Passage, wo sie zwischen Gabi Hentschkes Friseursalon Haarkunst  und der Kita Bieselmäuse von unserer Vorsitzenden begrüßt wurde.

Beim Gang durch die Straßen beeindruckten liebevoll gestaltete Vorgärten mit sorgfältig zusammengestellten Arrangements von Blumen und Sträuchern. Stirnrunzeln verursachte allerdings der Blick auf einige gepflasterte oder mit grobem Kies auf Plastikplanen ausgelegte Flächen. So sauber, akkurat und  derartige Flächen auch wirken, mitunter auch noch mit schönen Figuren bestückt, versiegeln sie dennoch den Boden und strahlen Hitze zurück.

 Lange standen wir vor dem oberen Regenrückhaltebecken, das verlandet, völlig zugewachsen ist und eher dem Buschwerk eines kleinen Waldstück gleicht. Sollte der „Wildwuchs“ wieder beseitigt werden? Besteht die Gefahr von Geruchsbelästgung? Wäre es nicht naturnäher, wenn es mehr Wasserfläche im Becken gäbe und die Anwohner sich im Sommer wieder über Frösche-Quaken freuen - oder manchmal auch ärgern - können? Oder ist das Becken in diesem Zustand ein erhaltenswerter  CO2-Speicher? Diese und andere Fragen wurden erörtert, konnten natürlich ad hoc nicht beantwortet werden. Vielleicht gibt es beim Zweckverband Fließtal neue  Überlegungen dazu, der bereits vor zwei Jahren mit der Entschlammung des unteren Regenrückhaltebeckens hatte beginnen wollen. Kosten und Corona haben das Vorhaben erst einmal gestoppt.

Rund um die beiden Becken gibt es viele Rasenflächen. Oft hatten wir uns geärgert, dass hier gerade zu dem Zeitpunkt rigoros gemäht wurde, wenn Blumen und Kräuter in voller Blüte standen. Inzwischen werden bei der Mahd zumindest einige Randstreifen stehengelassen, und bei nicht allzu starker Dürre kann man sich an gelben und weißen Blütenteppichen erfreuen. Für den Bürgerhaushalt 2019 haben wir eine Blühwiese rund um den Mühlstein im Rasendreieck am Weidenweg vorgeschlagen. Zwar verfehlten wir knapp die ausreichende Platzierung, aber der Sieger-Vorschlag empfahl insekten-und bienenfreundliche Anpflanzungen im gesamten Gemeindegebiet, entspricht also auch unseren Intentionen: Vielleicht lässt sich eine solche gezielte Anpflanzung am Mühlstein doch noch in absehbarer Zeit realisieren.

Welche Bedeutung die Bäume in der Siedlung für die CO2 –Speicherung und damit für den Klimaschutz haben, musste uns unser Gast nicht  ausdrücklich  erläutern. Beeindruckend und charakteristisch für die Bieselheide-Siedlung ist der umfangreiche und teilweise alte Baumbestand. Der Bürgerverein hat sich von Anfang an für dessen Erhalt eingesetzt, auch als auf einigen zwischen der Bebauung Ende der 90er Jahre verbliebenen freien Flächen später neue Häuser errichtet wurden. Gegen die Fällung einer über hundert Jahre alten Eiche  haben wir uns lange gewehrt, unter anderem mit einer Unterschriftensammlung – leider erfolglos. Als Ersatz erhielt die Grünanlage in Sichtweite des ehemaligen Standorts der gefällten Eiche im Jahr 2014 eine junge Traubeneiche, den damaligen Baum des Jahres. Harald Grimm übernahm die Patenschaft und hielt anlässlich der Baumpflanzung eine eindrucksvolle Rede, in der er abschließend Eugen Roth zitierte: „Zu fällen einen schönen Baum braucht’ s eine halbe Stunde kaum. Zu wachsen, bis man ihn bewundert, braucht er, bedenkt es, ein Jahrhundert“.  Seitdem hat er einige hundert Gießkannen Wasser hingeschleppt. Als er eine Erkrankung des Baumes nicht verhindern konnte, sorgte die Gemeinde für eine Ersatzpflanzung, deren Wachstum der Pate nun weiterhin begleitet.

Um das komplizierte Verhältnis von Umwelt- und Klimaschutz einerseits und Anforderungen moderner Infrastruktur in einer Siedlung mit steigender Einwohnerzahl andererseits ging es am Holunderweg, wo der Bau eines dringend benötigten weiteren Parkplatzes geplant ist. Dass hier das derzeitige wilde Parken auf unbefestigten  Flächen nicht auf Dauer akzeptiert werden kann, ist offensichtlich. Jeder Bewohner der Anwohner kann bestätigen, dass, wie es im vorliegenden Bebauungsplan zur Begründung heißt, immer öfter Falschparker am Fahrbahnrand unserer Straßen zu beobachten sind, und dass der erhöhte Parksuchverkehr in den Spitzenzeiten zunehmend  zur Belastung wird. Die Gemeindevertretung hat aus guten Gründen den Bebauungsplan in Kraft gesetzt. Einwände kommen vor allem von unmittelbaren Anwohnern  und werden vorwiegend mit möglicher Beeinträchtigung der Umwelt begründet. Der Parkplatz wird eines Tages sicher Realität sein; die Diskussion über umwelt-und klimafreundlichen Individualverkehr in der Bieselheide, einschließlich den ruhenden Verkehr - auch E-Autos brauchen Parkflächen - und mit  Blick auf ggf. zu verbessernden ÖPNV wird auch danach weitergehen.

 

Während des Rundgangs hat sich Frau Broghammer über die spezifische Situation der eng bebauten Wohnsiedlung  unmittelbar vor Ort informieren können, mit großem Interesse unsere Sicht der noch vorhandenen Probleme kennengelernt und, soweit es in der Kürze der Zeit möglich war, mit uns erörtert.

Eine für alle Beteiligten erfolgreiche Veranstaltung.

 

Text und Fotos: Dr. Bernhard Werner; Schottergarten-Cartoon mit frdl. Genehmigung von Stefan Roth

 

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