Ziemlich sperrig und nicht unbedingt einladend, der Titel dieser Ausstellung im Museum Barberini: „Die Form der Freiheit. Internationale Abstraktion nach1945“. In der S-Bahn auf dem Weg nach Potsdam fragten wir uns, warum abstrakte Malerei eigentlich neugierig machen kann und was uns vier wohl erwartet: Bilder mit farbigen Dreiecken, Kreisen und anderen geometrischen Figuren? Große Leinwände, die mit nur einer Farbe bemalt sind? Künstlerische Eingebungen, deren Sinnhaftigkeit man allenfalls erahnen kann? Bilder, deren Beziehung zu unserem Leben sich uns nicht erschließt?
Am Ticket-Schalter die Gretchenfrage: „Möchten Sie auch den Einführungsvortrag buchen? Beginnt in einer Viertelstunde.“ Unsere Entscheidung, dafür 3 Euro extra zu investieren, machte den gesamten Museumsbesuch zu einem so nicht erwarteten großartigen Erlebnis: Im Vortragssaal im 2. Stock erläuterte der Referent mit Kompetenz und Humor in einer beeindruckenden Präsentation nicht nur ausgewählte Bilder der Ausstellung, sondern vermittelte dabei auch anschaulich und lebendig den Hintergrund von Entstehung, Ausführung und Entwicklung dessen, was im Untertitel der Ausstellung kaum verständlich formuliert ist als „das kreative Wechselspiel zwischen Abstraktem Expressionismus und informeller Malerei im transatlantischen Austausch und Dialog von Mitte der 1940er Jahre bis zum Ende des Kalten Kriegs“ !
Der Einführungsvortrag ist absolut empfehlenswert – nicht zuletzt wegen einiger Anekdoten zum Künstlerleben. So erfuhren wir zum Beispiel, warum Jackson Pollock quadratmetergroße Flächen in Action- und Drip-Painting bearbeitete, seine Frau Lee Krasner hingegen nur kleine Formate: ER malte im großen Atelier – SIE im Schlafzimmer. Nebenher kümmerte sie sich um den emotional instabilen Charakter ihres Lebensgefährten, bis der 1956 mit seinem Cabrio unter Alkoholeinfluss einen schweren Autounfall verursachte, den er nicht überlebte.
Überzeugend demonstriert der Referent in konkreter Bildinterpretation unter Zuhilfenahme der Geometrie, warum die Impressionisten Monets und Signacc mit „Seerosen“ bzw. „Hafen bei Sonnenuntergang“ Vorläufer und Wegbereiter der abstrakten Malerei sind!
Nur noch bis zum 25. September könnt Ihr Euch anschauen, mit welcher Kreativität die Künstlerinnen und Künstler aus Paris, New York oder Berlin mit neuen Arbeitstechniken wie All-Over- oder Flächen-Painting, Schütt-Technik, Collagen, Tuben-Pressing, Spachteln, Fingerauftrag oder Kratzen unglaublich spannende Werke schufen und uns als Besucher faszinieren – und im Nachgang zu begeisterten Gesprächen im Café Barberini anregen können.