Ausflug nach Potsdam am 16. Mai 2025
Eine Ausstellung im Kunsthaus DAS MINSK über Kunst und Künstler aus der DDR und die Dokumentation in der Garnisonskirche – ein Ausflug nach Potsdam ist nie nur der reinen Kunst gewidmet, sondern immer auch Auseinandersetzung mit politischer Vergangenheit und Gegenwart, wie wir bei unserem Mai-Ausflug lernten:
DAS MINSK wurde 2022 im einstigen Terrassenrestaurant „Minsk“ als kleiner Bruder des „Barberini“ eröffnet mit dem Anspruch, Kunst aus der DDR aus der Sammlung Plattner zu zeigen und mit internationalen Positionen in Austausch zu treten.
Die 2. Sammlungspräsentation Im Dialog: Kunst aus der DDR wirft einen neuen Blick auf Werke von Künstlern wie G. Brüne, B. Heisig, W. Mattheuer, G. Richter, A. Rink, W. Sitte, G. Stötzner,
W. Tübke - hauptsächlich aus der Zeit zwischen 1966 und 1982. Etablierte Positionen treffen auf unkonventionelle künstlerische Ausbildungs- und Berufswege; Staatsmaler und Dissidenten bilden eine ungewöhnliche Mischung, die in den siebziger Jahren auf eine Entspannung in der Kulturpolitik hofft, die allerdings 1976 durch Ereignisse wie der Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann nachhaltig beeinträchtigt wird.
Nach diesem Schnitt müssen Fragen gestellt werden zur Kulturpolitik der DDR, die die Künstler zwang, sich mit der Dynamik von Ausdruck und Rückzug, von Aussprechen und Schweigen auseinanderzusetzen. So stellten B. Heisig, W. Mattheuer, W. Sitte und W. Tübke auf der documenta 6 in Kassel 1977 auf Einladung der internationalen Jury aus, die daran interessiert war, die letzten Entwicklungen in der Malerei der DDR zu zeigen. Ihr Auftritt verursachte einen Aufruhr: G. Richter und andere Maler, die schon früher aus der DDR ausgereist waren, protestierten und zogen ihre Bilder zurück. Gleichzeitig wurde die Malerin G. Stötzner wegen der Unterzeichnung einer Petition für W. Biermann verhaftet und saß während der documenta im Gefängnis.
In den Jahren zwischen 1982 und 1990 nahm die DDR viermal an der Venedig-Biennale teil – ein weiterer Schritt der Kulturpolitik, in der internationalen Gesellschaft sichtbar zu sein.
Bei der Besprechung der auf der documenta ausgestellten Malerei gab es in den West-Medien eine unterschwellige Ablehnung, die nach anfänglicher Offenheit und Sachlichkeit mit einem Schlusswort zur Nichtrelevanz der DDR-Malerei endete. Durch die aktuelle Ausstellung im Minsk erweist sich, dass Kunst aus der DDR vielschichtiger, widersprüchlicher und herausfordernder ist, als das damalige Urteil denken lässt.
Text: sm - Fotos: isg - Hinweis: Zum Vergrößern der Fotos auf das X klicken!