Caspar David Friedrich (1774 - 1840) - Selbstportrait aus dem Jahr 1810
Gleich zu Beginn der Ausstellung in der Alten Nationalgalerie über Werk und Wirken des berühmtesten deutschen Malers der Romantik wird der Besucher mit dem Bilderpaar konfrontiert, das ihn 1810 schlagartig berühmt gemacht hat: „Mönch am Meer“ und „Abtei im Eichwald“. Die Leinwände der beiden großformatige Gemälde wurden – so wird uns auf dem Rundgang erläutert - aus einem gemeinsamen Stoffballen geschnitten, und Friedrich arbeitete zwei Jahre lang parallel an beiden Bildern, die trotz unterschiedlicher Motive auch durch ihre ähnliche Wirkungsabsicht als „Paar“ vereint sind: Der einsam vor der unendlichen dunklen Weite des Meeres und des Himmels stehende kleine Mönch ebenso wie die gespenstische Abtei-Ruine mit kleinem Kreuz, knorrigen kahlen Bäumen und dem Trauerzug von Mönchen – beide Gemälde gehen unter die Haut, indem sie uns die Endlichkeit unseres Lebens in der Unendlichkeit der Welt spüren lassen.
Friedrich war ein Meister der Bildkonstruktion, dabei aber auch der Reduktion. Im Laufe des Malprozesses des Gemäldes „Mönch am Meer“ zum Beispiel hat Friedrich immer mehr Details herausgenommen: Wenn man genau hinsieht, kann man schemenhaft in dem dunklen Blau des Meeres noch Bootsumrisse erkennen, die er übermalt hat.
Seine Gemälde sind Landschaftskompositionen, die nach genauer Skizzierung vor Ort mit Stift oder Feder später im Atelier mit Ölfarben auf der Leinwand ausgearbeitet wurden. Diese nach vielen Wanderungen in Greifswald, Dänemark, auf Rügen, im Elbsandsteingebirge, im Harz und täglichen Abendspaziergängen in Dresden entstandenen Skizzen von Pflanzen, Bäumen und Menschen bildeten ein Repertoire, auf das der Künstler bei Bedarf zurückgreifen konnte. Beim Rundgang durch die Ausstellung kann man diese Arbeitsweise nachvollziehen und in dem unvollendeten Gemälde „Das brennende Neubrandenburg“ erkennen.
Sowohl in jungen Jahren, als es galt, sein Talent zu fördern, als auch im Alter, als seine Werke nicht mehr verstanden wurden, schon gar nicht den „Geschmack der Zeit“ trafen und er unter Krankheiten und finanzieller Not litt, wurde Friedrich, soweit möglich, von seiner Familie und engen Freunden unterstützt.
Seine beruflich erfolgreichsten und privat glücklichsten Jahre lagen zwischen 1810 und und 1825. Sie begannen mit der im gesamten Kulturbereich Aufsehen erregenden Ausstellung seiner Bilder in der Berliner Akademie, dem großen Interesse und der Anerkennung durch das preußische, russische und dänische Herrscherhaus sowie der finanziellen Unterstützung durch den Bankier Wagner. Vor allem aber war sein Lebensanker seit seinem 44. Geburtstag die Liebe zu der viel jüngeren Caroline, mit der er drei Kinder hatte. Mit der Heirat widersprach er der Ansicht einer langjährigen Freundin, die ihn als den „paarungs-unfähigsten Mann überhaupt“ bezeichnet hatte.
Das nicht in dieser Ausstellung gezeigte Gemälde „Auf dem Segler“ wird allgemein als Hochzeitsbild angesehen. Aber auch der „Kreidefelsen auf Rügen“ mit seiner abstrakten Herzform und der auffälligen Helligkeit soll aus Friedrichs glücklicher Grundstimmung in dieser Lebensphase entstanden sein.
Weder der „Kreidefelsen auf Rügen“ noch „Der Watzmann“ und das „Eismeer“ sind Gemälde, die den konkret benannten Orten in der Natur abgeschaut sind, sondern gemalte Collagen, die er für seine Bildideen kombiniert und als Gesamtkunstwerk komponiert hat.
In den Ausstellungsräumen lagen kleine Päckchen mit Bildkarten von einigen Gemälden der Ausstellung – jede Karte mit einer Frage an uns Besucher gerichtet. Die Fragen sollten uns durch die Ausstellung leiten. Das habe ich zwar nicht gemacht, aber jetzt liegen die Fragen vor mir und ich gebe sie mit diesem Bericht gern weiter. Die erste Frage stelle ich mir oft, wenn mich ein Foto oder Gemälde besonders beeindruckt:
Kann ein Bild Dinge sagen, für die es keine Worte gibt?
Einige der anderen Fragen lauten:
Wo findest du Trost?
Wonach hast du Sehnsucht?
Wo fühlst du dich geborgen?
Wann vergisst du die Zeit?
Dank an Susi, die (auch) diesen Museumsbesuch vorgeschlagen und organisiert hat!
Text und Fotos: isg
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